Fair Trade

Die internationale Weltladenbewegung

Im April 1969 wurde der erste Weltladen im holländischen Breukelen eröffnet. Die Idee verbreitete sich rasch in ganz Europa. Heute werden in über 2500 Weltläden in ganz Eu­ropa fair gehandelte Lebensmittel, Hand­werksprodukte und Textilien verkauft.

Im Mittelpunkt der Weltladenbewegung stand zu­erst das politische Engagement für eine gerech­tere Weltwirtschaftsordnung.

1973 begannen die Bananenfrauen aus Frau­enfeld ihre Informationsarbeit mit der provokati­ven Frage «Warum ist eine Banane billiger als ein Apfel?».

Ab 1975 wurden Verkaufsaktionen mit dem «Ujama-Kaffee» aus Tansania organisiert, um sich gegen die Almosenmentalität der Entwick­lungshilfe zu wehren.

1977 startete die Jute-statt-Plastik-Kampagne, die ökologische und entwicklungspolitische Zu­sammenhänge aufzeigte. Im selben Jahr gründeten verschiedene Hilfswerke ge­meinsam die Importgenossenschaft OS3 (Or­ganisation Schweiz 3. Welt).

1997 entstand die claro fair trade AG durch die Umwandlung der OS3 in eine Aktiengesellschaft. Die Organisation leistet seit 1977 Pionierarbeit im fairen Handel. Sie ist spezialisiert auf den Handel mit Kunsthandwerk und Lebensmitteln aus Entwicklungsländern und ist Mitglied der European Fair Trade Association (EFTA).

Die Handelspartner der claro fair trade AG sind benachteiligte Kleinpro­duzenten/-innen aus wirtschaftlichen Randge­bieten des Südens und Europas. Diese produzieren auf sozial und ökologisch nachhaltige Weise. Ausserdem sind die qualitativ hochwertigen Produkte FLO-zertifiziert (FLO=Fair Trade Labeling Organisation). Bei allen Produzenten wird ein regelmässiges Moni­toring vorgenommen.

Die claro fair trade AG belie­fert neben 150 claro-Ver­tragsläden in der Deutschschweiz über 300 weitere Welt-, Bio-, Öko- und Quartierläden und ihre euro­päischen Part­nerorganisationen.

DIE 10 PRINZIPIEN DES FAIREN HANDELS VON DER WORLD FAIR TRADE ORGANISATION (WFTO)

1. Chancen für wirtschaftlich benachteiligte Produzent*innen schaffen
Marginalisierte Kleinproduzent*innen, sowohl eigenständige Familienbetriebe als auch Zusammenschlüsse, werden unterstützt und ihnen wird geholfen, aus einer unsicheren Einkommenslage und aus Armut zu wirtschaftlicher Selbständigkeit und Besitz zu gelangen.

2. Transparenz und Rechenschaftspflicht
Fair-Handels-Organisationen sind transparent in ihrer Geschäftsführung, in ihren Handelsbeziehungen und die Kommunikationswege sind offen. Die Sensibilität und Vertraulichkeit von Wirtschaftsdaten wird respektiert. Produzent*innen sind an Entscheidungsfindungsprozessen beteiligt und relevante Informationen werden ihnen mitgeteilt.

3. Faire Handelspraktiken
Fair-Handels-Organisationen zielen mit ihrem Handeln auf das soziale, wirtschaftliche und ökologische Wohlergehen marginalisierter Kleinproduzent*innen ab und betreiben keine Profitmaximierung auf deren Kosten. Auf Anfrage wird eine Vorauszahlung von mindestens 50% geleistet, bei Handwerk zinsfrei und bei Nahrungsmitteln zu einem vertretbaren Zinssatz. Wenn Fair-Handels-Lieferanten im Süden eine Vorauszahlung eines Kunden erhalten, stellen sie sicher, dass diese die Produzent*innen erreicht, die diese Produkte produzieren. Handelsbeziehungen laufen auf der Basis von Solidarität, Vertrauen und gegenseitigem Respekt. Der Faire Handel fördert und schützt die kulturelle Identität und die traditionellen Fähigkeiten von Kleinproduzent*innen.

 4. Faire Bezahlung
Die Bezahlung ist marktfähig und gleich für Frauen und Männer, die die gleiche Arbeit verrichten. Faire Bezahlung umfasst faire Preise, faire Löhne und Local Living Wages. Local Living Wages ist ein Entgelt für eine Standartarbeitswoche (max. 48h), welches den Produzent*innen und deren Familien an ihrem Standort einen würdigen Lebensstandard ermöglicht. Dazu gehört Nahrung, Wasser, Wohnen, Bildung, medizinische Versorgung, Mobilität, Kleidung und andere Notwendigkeiten einschliesslich einer Summe für Unvorhergesehenes.

5. Keine ausbeuterische Kinderarbeit; keine Zwangsarbeit
Unter den Arbeiter*innen gibt es keine Zwangsarbeit und die UNKonvention über die Rechte des Kindes wird respektiert. Jegliche Beteiligung von Kindern an der Herstellung der Produkte muss offengelegt und begleitet werden und darf weder das Wohlergehen noch die Sicherheit, noch das Bedürfnis des Kindes nach Bildung und Freizeit beeinträchtigen.

6. Versammlungsfreiheit; keine Diskriminierung; Geschlechter-Gerechtigkeit
Bei Einstellung, Entlohnung, Weiterbildung Förderung, Entlassung oder Ruhestand wird nicht aufgrund von Herkunft, Kaste, Religion, Beeinträchtigung, Geschlecht, sexueller Orientierung, gewerkschaftlicher oder politischer Zugehörigkeit, HIV/Aids, Status oder Alter diskriminiert. Geschlechtergerechtigkeit wird gefördert, so dass Frauen wie Männer Zugang zu Rohmaterialien für die Herstellung ihrer Produkte erhalten, sowie die Möglichkeit, ihr politisches und institutionelles Umfeld zu gestalten, das ihre Lebensumstände und ihr Leben beeinflusst.

7. Gute Arbeitsbedingungen
Fair-Handels-Organisationen sorgen für ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld. Dabei werden nationale und lokale Gesetze sowie die ILO- claroAktuell Juni/Juli 2021 Seite 12 Konvention über Gesundheit und Sicherheit eingehalten. Sie fördern zudem das Bewusstsein für Gesundheits- und Sicherheitsbelange und verbessern Praktiken in den Produzentengruppen.

8. Aus- und Weiterbildung
Fair-Handels-Organisationen fördern die Kenntnisse und Fähigkeiten der Arbeiter*innen und helfen ihnen dabei, Managementfähigkeiten, Produktionskapazitäten und den Zugang zu den Märkten zu verbessern.

9. Förderung des Fairen Handels
Das Bewusstsein hinsichtlich der Ziele des Fairen Handels und der Notwendigkeit für mehr Gerechtigkeit im Welthandel durch Fairen Handel wird gesteigert. Kund*innen werden Informationen zur Organisation, deren Produkte und Produzent*innen gegeben und die Werbung erfolgt mit ehrlichen Mitteln.

10. Schutz der Umwelt
Fair-Handels-Organisationen bemühen sich, Rohstoffe aus nachhaltigen Quellen zu beziehen. Technologie wird genutzt und Energie gespart, wo immer möglich. Die Auswirkungen ihrer Abfälle auf die Umwelt werden auf ein Minimum verringert und Verpackungsmaterialien aus recycelten oder leicht abbaubaren Materialien genutzt. Für den Transport wird der Seetransport bevorzugt.